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Zygmunt Duczyñski

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SCHICHTEN DER ZEIT

 

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Ein Ort, an dem für die einen die Zeit stehen geblieben ist, und für andere wiederum die Zeit weiterhin verstreicht ...

Im Haus meiner Großeltern wird die Sammlung der Familienfotos von Jahr zu Jahr immer größer. Auf den Fotos sind Menschen zu sehen, die seit langem nicht mehr unter uns weilen, die uns zu weilen gar unbekannt sind, aber auch solche, die - wie es mir scheint - uns ewig begleiten.

Man sieht Gesichter von Menschen, die in unserer Familie das Licht der Welt erblickt haben und auf jedem weiteren Foto immer größer werden. Nur eine einzige Fotografie zeigt eine andere Familie. Daß dieses Foto nun an der Wand des Esszimmers hängt, ist einer besonderen Begegnung zu verdanken. Für meine Großeltern war es ein Moment der Erinnerung daran, dass ihr Haus einmal das Zuhause ihnen gänzlich unbekannten Menschen gewesen ist. Für mich wurde mit dieser Begegnung zum ersten Mal das Bewußtsein für die Vergangenheit eines, dieses Hauses und seiner Einwohner geweckt.

1991 tauchte im Stettiner Stadtteil Pogodno eine Deutsche auf. Es handelte sich um Karla und ihren Mann George, dem sie den Ort ihrer Jugend zeigen wollte. Wohl für sie selbst überraschend, lud man sie in die alte Wohnung ein, in welcher nun das polnische Ehepaar Stefan und Helena lebte. So begann eine langjährige Bekanntschaft, die von den beteiligten Personen nur noch Freundschaft genannt wird. Die erste Begegnung wird immer wieder gerne in Erinnerung gerufen. Es war viel mehr als ein Zufall und - gemessen an den sehr schmerzhaften Ereignissen - bei weitem kein Schicksal. Opa nannte es ein Zufallsereignis. Für mich ist es ein Punkt, an dem sich vier Geschichten kreuzen, die sich zwar untereinander durch einzelne Tatsachen unterscheiden und doch - hinsichtlich der persönlichen Ereignisse - einander stark ähneln.

Helena wollte schon immer wissen, wer vor ihr im Haus gelebt hat. Vielleicht kommt dieses Interesse daher, daß sie selbst ihren Geburtsort, Jeziory unweit von Grodno, 1945 verlassen musste. An dieses Städtchen denkt sie, wenn sie manche Nacht die Schlaflosigkeit überkommt. Woran denkt Stefan, wenn er sich an seine Kindheit in der deutschen Stadt Neuss erinnert? Hat George die Sehnsucht seiner Frau Karla nach Stettin so gut verstehen können, weil auch er sein Heimatland Schottland nach dem Krieg nie wieder besuchen konnte?

Im Rahmen des Projektes "Schichten der Zeit" wird eine Filmdokumentation erarbeitet, die über die Begegnung beider Familien berichtet. Seit der ersten Filmaufnahme ist bereits ein Jahr vergangen. Nach den vielen Aufnahmenstunden lässt es sich nur schwer sagen, wer in diesem Film die Hauptrolle spielen wird, was sich tatsächlich ereignet hat, und was auf der Suche nach der verlorenen Erinnerung, möglicherweise auch durch bewußtes Schweigen, konstruiert wurde. Dem natürlichen Bedürfnis, einen Lebensbericht zu erfahren, begegnet gleichermaßen die Geschichte einer ungewöhnlichen Stadt. Oder sollte man hier viel mehr von der Geschichte des zwischenmenschlichen Miteinanders sprechen?

[ Martyna G³owacka ]

Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit dem Pommerschen Landesmuseum in Greifswald realisiert.

Die Filmpräsentation ist für November 2010 geplant.

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