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Zygmunt Duczyñski

Kalender 2012:
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5.-6. Oktober / Theater Kana

Reportageprojekt "Æwiczenia z zapisywania ¶wiata" (Übungen, die Welt niederzuschreiben)

PISZÊ O TYCH, KTÓRYM TRUDNIEJ (ICH SCHREIBE ÜBER DIEJENIGEN, DIE ES SCHWERER HABEN) - Lidia Osta³owska

(Workshop, Treffen, Vorlesung)

ÆWICZENIA Z ZAPISYWANIA ¦WIATA (ÜBUNGEN, DIE WELT NIEDERZUSCHREIBEN)

"Æwiczenia w zapisywaniu ¶wiata" ist eine Reihe von journalistischen Workshops über die polnische Tatsachenliteratur. Es soll der Versuch sein, die Teilnehmer zum "Lesen" zu ermuntern und klare und doch auch metaphorische Antworten auf Fragen der Identität, des Bewusstseins, der eigenen Einstellung in Hinblick auf unsere Welt und auf die Menschen, die uns umgeben, zu finden. Fragen und Antowrten schließlich auch über einen selbst - denn wie Ryszard Kapu¶ciñski schrieb - wissen wir alle über alles zu wenig.

Durch die Verbindung von Theorie (Vorträge von bedeutenden Reportern) und Praxis (Lesungen von Reportagen durch Schauspieler, Workshops und eine offene Bibliothek) wollen wir die Aufmerksamkeit auf Tatsachenliteratur als Möglichkeit die Welt besser kennenzulernen und zu verstehen lenken.

Unsere Gäste werden sein:

  • Lidia Osta³owska (.5-6.X),
  • Jacek Hugo-Bader (16.-17.XI),
  • Wojciech Tochman (7.XII*),
  • Agata Tuszyñska (14-15.XII*).

*Termine müssen noch bestätigt werden

Jeder Teil des Projekts setzt sich aus einem Vortrag und/oder einem Treffen mit den Autoren, zu dem wir alle herzlich einladen (Eintritt frei), sowie einem oder zwei Workshoptreffen mit einer begrenzten Zahl von Teilnehmern, die sich für Tatsachenliteratur unter soziologischen, formalen oder ethischem Gesichtspunkt interessieren, zusammen.

Die Treffen begleiten wird eine Aktion zur Popularisierung des Lesens, in deren Rahmen der Theaterkeller Kana als kostenlose Bibliothek dienen wird. Dort wird man auch Teile der aufegnommenen Reportagen als MP3 hören können. Alle Bücher der eingeladenen Gäste sind Dank der freundlichen Mitarbeit mit dem Verlagshaus "Czarne" jetzt schon im Theaterkeller Kana zum Kauf erhältlich.

Das Projekt wird mitfinanziert vom Ministerium für Kultur und Nationales Erbe.

Teil I.
5.-6. Oktober - Lidia Osta³owska: Piszê o tych, którym trudniej (Ich schreibe über diejenigen, die es schwerer haben)
  • Freitag 5.10.2012, 18.00h / Kana Theater
    Offener Vortrag: Opowiedz to - ró¿ne formy reporta¿u. (Erzähl es - verschiedene Formen der Reportage)
  • Samstag 6.10.2012, 12.00h / Kana Theater
    Workshop: Auswahl der Reportagethemen
  • Samstag 6.10.2012, 18.00h / Kana Theater
    Treffen mit der Autorin: Zepchniêci na margines. Cygan to Cygan. (An die Ränder abgeschoben. Ein Zigeuner bleibt ein Zigeuner.)
Lidia Osta³owska

"Ich wurde 1954 in Warschau geboren, wo ich auch mein Polonistikstudium abschloß. Ich las damals Krall, Kapuscinski Szejnert und andere, an die man sich heute kaum noch errinnert. Ich wollte Reporterin werden. Es gelang mir in der Zeitschrift "Przyjaciel", später dann arbeitete ich in dem studentischen Wochenblatt ITD. Doch dies war nur eine kurze Zeit: Kriegszustand, schließlich die Überprüfung aller Journalisten. Ich schied aus. Doch die Untergrundbewegung der Solidarno¶æ hatte auch ihren Reiz. Nach dem Umbruch traf ich zur "Gazeta Wyborcza", wo die Reportagen von Ma³gorzata Szejnert redigiert wurden. Dies war die wichtigste berufliche Lektion in meinem Leben. (Nicht nur was das Schreiben, sondern auch was die Vermittlung von Erfahrungen an jüngere Kollegen betrifft).

Ich schreibe über diejenigen, die es schwerer haben - über nationale und ethische Minderheiten, über Frauen, über jugendliche Subkulturen und über von der Gesellschaft Ausgeschlossene. Einige dieser Reportagen erschienen im Verlag "Czarne" im Dezember 2012. "Dzieci we mgle" (Kinder im Nebel) ist der Arbeitstitel dieses Buches.

Eine besondere Verbindung habe ich zu den Sinti und Roma; 2000 veröffentlichte ich die Sammlung "Cygan to Cygan" (Ein Zigeuner ist ein Zigeuner) über das Schicksal der Sinti und Roma in Mittel- und Osteuropa nach dem Fall des Kommunismus. Ich arbeite mit der in Auschwitz erscheinenden Roma-Quartalszeitschrift "Dialog-Pheniben" zusammen. Im November 2011 erschien "Farby wodne" (Wasserfarben). Das ist ein Buch über den Holocaust und darüber, wie man errinnert. Ich mag Fotoreportagen und Bildunterschriften unter Fotos zu machen. Es faszinieren mich Formen, in denen sich verschiedene Arten des Dokuments treffen - im Bild, Ton, Wort festgehalten. Deswegen bin ich Mitglied im Verein der Dokumentalisten OPOWIEDZ TO - PICTURE THIS."

Farby wodne (Wasserfarben)

Im Jahr 1943 kommt die Kunststudentin Dina Gottliebova, eine Jüdin aus Brno ins Konzentrationslager Ausschwitz-Birkenau. Sie soll dort die Barackennummern malen, doch wie sich bald herausstellt, sind ihre Fähigkeiten als Portraitmalerin eher gefragt:

Dr. Mengele untersucht "Zigeunermischlinge" - Augenschattierungen und die Hauttöne können am besten mit Aquarell dargestellt werden. 1942 stirbt das jüngste Kind eines Bahnarbeiters aus Ausschwitz. Drei Tage nach der Befreiung von Ausschwitz geht sein Sohn ins Lager um eine Waise zu finden, die die Leere im Herzen der über den Verlust der Tochterverzweifelten Mutter füllen könnte. Er sucht ein kleines Mädchen aus, eine ungarische Jüdin namens Ewa. Ein Häftling gibt ihm als Geschenk einige Aquarelle mit, die in den Baracken rumliegen. Im Jahr 1963 kauft das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau die Bilder von Ewa. Einige Jahre später gelingt es dem Museum, die Autorin der Bilder ausfindig zu machen. Dina Gottliebova wohnt in den Vereinigten Staaten und ist die Frau des bekannten Disney-Zeichners Art Babbitt. Sie kommt angereist, schaut sich die Bilder an und bittet um Fotographien. Und dann verstummt sie, um Mitte der 90ger Jahre die Herausgabe der Originale zu fordern... Wer ist der Eigentümer der Portraits? Die Frau, die die Bilder gemalt hat? Die portraitierten Roma, die Modell standen, als Vertreter einer "Unterrasse" betrachtet wurden? Oder aber das Museum in Auschwitz-Birkenau, das die Aufgabe hat, sorgfältig die Vergehen gegen die Menschlichkeit zu dokumentieren? Farby wodne ist ein Studium der Komplexität eines in unmenschlichen Umständen entstandenen Erbes. Gleichzeitig ist es auch der Versuch das zu bestimmen, was die Identität der Sinti und Roma sein könnte und wo das Schicksal des einzelnen aufhört und die Auslöschung eines Volkes beginnt.

"Auf der Leinwand des Lebens der Lagerinsassin, die die "Zigeuner des Doktor Mengele" gemalt hat, stellt Lidia Ostalowska die Geschichte derVernichtung der europäischen Roma und die Politik des Gedenkens in den Nachkriegswirren dar. Farby wodne ist eine ruhige Reportage aus der Hölle, ein Buch, das man nicht vergessen kann."
Irena Grudzinska-Gross

"In der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau stehen wir vor den Portraits von "Zigeunern", die von Dina Gottliebova gemalt wurde. Wir fühlen, das hinter diesen Bildern eine unglaubliche Geschichte stecken muss, und gehen weiter. Wir, die Menschen nach dem Holocaust, der nicht nur für den Tod unzähliger Mensch sondern auch für ein anderes Leben der Überlebenden steht. Dieses andere Leben erinnert an ein zerschlagenes Mosaik, in der jeder Stein in seiner eigenen Wahrheit, in seiner Zerissenheit und Teilhaftigkeit verloren ist. Lidia Osta³owska setzt einen Stein an den anderen, sucht weiter, hört nicht auf, verwirft die einzelnen Steine nicht, die nicht zu passen scheinen, behandelt jeden gleich. Denn sie ist sich bewußt darüber, dass das Geheimnis des Mosaiks sich schließlich im Verbund aller gemeinsam ein Bild ergebener Einzelheiten zeigt.
Eine kunstvolle Arbeit mit einem angespannten Herzen, während der man auf die eigene zitternde Hand Acht geben muss. Genau so, wie beim Malen mit Aquarellfarben, bei der jede Bewegung mit dem Pinsel entscheident ist. "Farby wodne" diese Erzählung neu zusammen, deren Schicksal es war in Fragmenten auf verschiedenen Kontinenten und in verschiedenen Sprachen zerstreut zu sein. Dieses Buch ist eine der größten Leistungen der polnischen Reportageschule."

Krzysztof Czy¿ewski, Direktor des Zentrums "Pogranicze - sztuk, kultur, narodów"

Cygan to Cygan (Ein Zigeuner ist ein Zigeuner)

Die ausgezeichneten Erzählungen von Lidia Ostalowska verlieren auch nach Jahrzehnten nach ihrer Erstausgabe nichts an Aktualität. Leider. Denn trotz langjährigem Engagement von privaten Organisationen und internationalen Agenden verbleibt die Situation der Sinti und Roma immer noch schlecht, ja hat sich teilweise sogar noch zum Schlimmeren gewandt. Keines der postkommunistischen Länder hat ein Modell entwickelt, dass ein gerechtes Zusammenleben mit der Minderheit der Sinti und Roma, ermöglicht. Einer Minderheit, die im Alltag unsichtbar, vor allem durch alarmierende Schlagzeilen von sich Reden macht: Deportation aus Frankreich, Bau von Ghettos in der Slovakei, Versammlungsverbot in Polen. Cygan to Cygan zeigt die Komplexität des Milieus der Sinti und Roma, in dem sich die Mentalität der "Gadjos" (der Nicht-Zigeuner) und die Identität der Staaten überlappen, in denen Limalo, Marika, Ziutek, Badzio, Romek und viele andere, mit einem polnischen, bulgarischen, serbischen oder ungarischen Pass wohnen...

"Seit der Erstausgabe von Cygan to Cygan sind nun 12 Jahre vergangen. In unserem Teil Europas hat sich viel geändert. Wir gehören zu einer Gesellschaft, in der die Rechte der Menschen zählen. Im gemeinsamen Chaos des öffentlichen Raums hört man immer häufiger, dass nicht wir, die "Gadjos", die Zukunft der Sinti und Roma bestimmen sollten. Sie selbst werden ihren Weg finden, Tradition und Moderne zu verbinden. Geben wir ihnen dafür einen Ort."
Lidia Osta³owska

"Wie Jak¿e außergewöhnlich ist doch die Welt der Zigeuner, von der Lidia Ostalowska auf so ergreifende Weise berichtet! Wie viele seltsame Schicksale hier gezeigt werden, wie viele erstaunliche Geschichten. Die wunderbaren Reportagen, geschrieben mit Leidenschaft und großer Menschlichkeit enthüllen eine rätselhafte und faszinierende Wirklichkeit, in die uns das Buch von der ersten Seite an hineinzieht."
Ryszard Kapu¶ciñski

Aufrichtig lege ich Ihnen Lidia Ostalowskas überaus interessantes Buch Cygan to Cygan ans Herz. Die Impressionen dieses geheimnisvollen Volkes, seine schwere und tragische Geschichte sind es wirklich wert lesend kennen zu lernen."
Jerzy Giedroyæ

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